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Frank Farian wird 80 - die Gemeinde Spiesen-Elversberg gratuliert!

Hans-Jörg Mayer, ein früher und langjähriger Weggefährte Farians, war im Rathaus zu Gast und plauderte über die Zeit mit dem berühmten Elversberger. Am Ende des Artikels finden Sie Links zu Videos und Wissenswertem.

 

Hans Jörg-Mayer will auch nicht zu viel Persönliches verraten über seine Zeit mit Frank Farian. Aber dass er der einzige ist, der noch Franz statt Frank zu ihm sagt, verrät er uns. Und dass er zu Zeiten von „Frankie und die Schatten“ die englischen Texte mühevoll von Singles abgehört und aufgeschrieben hat. Dann hat er sie für die Band in einer Art Lautschrift aufgeschrieben, keiner der Musiker konnte damals Englisch. 

 

Frank Farian, der zunächst einige Jahre als gut bezahlter Koch im In- und Ausland arbeitete, um das hart verdiente Geld später voll und ganz in seine Musik zu investieren. 
Der junge Mann hieß damals noch Franz Reuther. Als er in Luxemburg den Live-Auftritt einer amerikanischen Roch‘n‘Roll Band erlebte, fand die Arbeit am Herd mit einem Sprung durchs Küchenfenster ein jähes Ende, quasi ein Sprung vom Herd auf die Bühne.

Er kaufte das Equipment, er stellte die Band zusammen, man probte und probte. Bei einer dieser Proben im Nebenzimmer des Gasthaus Kräber in der Fichtenstraße wurde Mayer dann zum Abhören der englischen Texte von den Single-Schallplatten vergattert, weil er doch auf dem Gymnasium sei und Englisch spreche. Heute schaut man kurz ins Smartphone und hat sofort, nach was man sucht. Damals war das mühevolle Kleinarbeit, Rille für Rille. Das Ergebnis war dann etwas, das wie Englisch klang und dann in einer Art Lautschrift aufgeschrieben wurde. Frank war der perfekte Interpret solcher Texte und das Publikum in den amerikanischen Clubs schien diese auch gut zu verstehen, was am Applaus zu messen war. 

Und so begann auch die jahrelange Freundschaft und Zusammenarbeit mit Frank Farian. „Den riesigen Erfolg, den Frank mit seinen Künstlern und Produktionen später einmal haben sollte, konnte damals noch niemand vorhersehen, wenngleich sicherlich alle von uns davon heimlich träumten.
Der erste öffentliche Auftritt von ‚Frankie und die Schatten‘ fand am 2. Weihnachtstag 1962 im Gasthaus Kräber statt und versetzte das Publikum in einen unbeschreiblichen Rauschzustand“, erinnert sich Mayer noch heute gerne. Nach diesem Erfolg eröffnete Farian sein eigenes Lokal in der Fichtenstraße 11. Es war die angesagte Adresse, mit Live-Musik natürlich. Heute stehen da zwei moderne weiße Wohnhäuser.

Franks Schlagerkarriere, die er auf Anraten seiner Plattenfirma (nur halbherzig) einschlug, endete mit einem riesigen Knall. „Diese Schnulze willst Du singen? Damit wirst Du keinen Blumentopf gewinnen“, war Mayers Kommentar zu dem Song, den Farian ihm gerade vorgestellt hatte. „ Du wirst sehen, das wird mein größter Hit“, Farians Antwort. „ROCKY“ war dann 26 Wochen in den deutschen Charts und schaffte es bis auf Platz 1. Es gab viele TV-Auftritte und Auszeichnungen, wie die „ Goldene Europa“ vom SR und den „ Silbernen Löwen“ von RTL. 

„Diese Schnulze“, wie Mayer den Song nannte, spülte die erste Million ins Haus und legte damit den finanziellen Grundstein zum Aufbau der Gruppe „ Boney M.“ Anlässlich der Verleihung von Franks erster Goldenen Schallplatte und der Goldenen Europa für den Rocky-Erfolg wurde die Gruppe der Fachpresse in Franks St. Ingberter Disco „Rendez-Vous“  erstmals öffentlich vorgestellt . Das Urteil einhellig: Weltstars.

Nach „Baby Do You Wanna Bump“ (1975) folgten die Welthits „Daddy Cool“ (1976), „Sunny” (1976), “Ma Baker” (1977), “Rivers of Babylon” (1978). „Rasputin” stürmte 1978 in die internationalen Charts und feiert heute, 43 Jahre später, einen unglaublichen Erfolg durch die “TikTok Challenge”: über 9 Millionen „Rasputin“-Tanz-Videos wurden weltweit auf diese Plattform gestellt, die von mehr als 22 Milliarden Menschen angesehen wurden.


Bei diesen Erfolgen ist eine andere Erfolgsmeldung von damals fast etwas aus den Augen geraten: 
THE NEW YORK TIMES schrieb am 10. Dezember 1978, “Western Disco Group is rocking Moscow”.
Als erste Popgruppe aus dem Westen wurde „ BoneyM.“ in die damalige Sowjetunion eingeladen. In Moskau fanden 10 ausverkaufte Konzerte statt. Tickets wurden auf dem Schwarzmarkt zum Teil mit bis zum Dreifachen eines Monatsgehalts gehandelt. Die Gruppe ist auch heute noch bekannt bis ins entlegenste Dorf Sibiriens. 

Frank, dessen Arbeitseifer nie zu versiegen scheint, verhalf einem nach dem anderen seiner Künstler auf die internationale Bühne: „Eruption“, „La Bouche“, „“No Mercie“ …
Die Skandal umwitterte Gruppe „Milli Vanilli“, über die gerade ein Kinofilm gedreht wird, landete dreimal auf Platz 1 in den USA, erhielt Edelmetall über Edelmetal und einen Grammy, der der Band allerdings einige Zeit später wieder aberkannt wurde.

Franks spannendes Leben liefert nächstes Jahr den Stoff zu einer mehrteiligen NETFLIX-Serie - vielleicht an Originalschauplätzen …?

Die Gemeinde Spiesen-Elversberg sendet die herzlichsten Glückwünsche über den großen Teich nach Florida und freut sich darauf, Frank demnächst vielleicht mal wieder in der alten Heimat zu begrüßen.

 

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